Die Klimabewegten verhalten sich immer mehr wie Missionare. Die religiösen Parallelen sind unübersehbar: Klimawissenschaftler haben den Status von Priestern. Die Verlautbarung des Weltklimarats sind so heilig wie alte Dogmen. Und Greta Thunberg gleicht der als Heilige verehrten Bernadette Soubirous
Von Peter Ruch
Die Aufklärung hat die Menschen aus ihrer Unmündigkeit befreit. Das ist wahr und stinklangweilig. Die erzählende Literatur bringt solche Botschaften viel witziger herüber. Im Roman «Madame Bovary» lässt Gustave Flaubert einen Apotheker auftreten, der dem Priester eine Standpauke hält: «Mein Gott ist der Gott des Sokrates, der Gott Franklins, Voltaires und Bérangers. Ich bin für die unsterblichen Grundsätze von neunundachtzig! Drum kann es für mich auch keinen lieben Gott geben, der mit dem Spazierstock in der Hand in seinem himmlischen Garten lustwandelt, seine Freunde im Bauche von Walfischen einlogiert, mit einem lauten Schrei verscheidet und nach drei Tagen wieder aufersteht. Das ist an sich alles lauter Unsinn.» Flaubert könnte sich freuen: Selten war die Kirche – besonders in Frankreich – so einflussarm wie heute.
Aber hinter das rationale Denken kann man zurückfallen. Es gab eine Zeit, da der Islam aufgeklärter war als das Christentum, mit mehr Literatur, berühmten Ärzten und toleranten Philosophen. Nach dem Einbruch der Mongolen wandelte sich der Islam ins Mystische. Die Philosophen wurden verketzert, und der plötzliche arabische Reichtum machte die Freiheit überflüssig.