Vor der Abstimmung über das Energiegesetz 2017 versprach Bundesrätin Doris Leuthard, dass der Stromverbrauch sinkt. In Absprache mit dem Bund rückte ein Expertengremium nun mit der Wahrheit heraus: Bis 2050 benötigt die Schweiz bis zu 50 Prozent mehr Strom.
Von Alex Reichmuth am 3.9.2021

Die Abstimmung über das Energiegesetz im Juni 2017 war heftig umstritten. Es ging darum, das Verbot neuer Atomkraftwerke in der Schweiz zu besiegeln. Das Gesetz sah Massnahmen vor, um die Stromversorgung auf erneuerbare Energie umzustellen. Zudem sollte der schrittweise Abschied von den fossilen Brennstoffen eingeläutet werden.
Verantwortlich für das Gesetz war die damalige Umwelt- und Energieministerin Doris Leuthard (CVP). Sie hatte nach dem Atomunfall in Fukushima 2011 die sogenannte Energiestrategie 2050 aufgegleist und im Bundesrat und Parlament durchgebracht. Mit dieser Strategie wollte sich Leuthard ein politisches Denkmal setzen. Jetzt fehlte ihr nur noch der Segen des Stimmvolks.
Vor der Abstimmung machte Leuthard dem Volk vollmundige Versprechen. Sie stellte in Aussicht, es werde trotz Atomausstieg keine Stromlücke geben. Man müsse nur Solarpanels, Windräder und Geothermie-Kraftwerke entsprechend fördern, dann könnten sie die Kernkraftwerke ersetzen. Und wenn trotzdem noch etwas fehle, importiere man Strom aus dem Ausland.