Von Tommy Casagrande
Doch befürwortet nicht jeder eine solche Position. Manch einer bemüht gar das nachstehende Argument dagegen:
«Drogen dürfen nicht legalisiert werden, weil nicht vorherzusehen ist, ob durch die Einnahme von Drogen derjenige der sie nimmt, nicht einem anderem schadet (indem er kriminell wird). Ausgerechnet von Drögelern Selbstverantwortung einzufordern, mutet etwas weltfremd an.»
Dieser Standpunkt lässt sich als brauchbare Legitimation für einen fortschreitend unfreien Vergesellschaftungszustand postulieren. So lange es mehr als ein menschliches Leben gibt, ist es letztlich niemals vorhersehbar, aufgrund welcher Umstände, Motive, Anreize, Versuchungen oder anderen Beweggründen der eine Mensch dem anderen Menschen Schaden zufügt. Doch wenn diese Furcht vor alledem was wir nicht wissen, abschätzen, kontrollieren oder verhindern können zu einer Legitimation für Unfreiheit führt, dann wäre ein Totalitarismus notwendigerweise die Antwort auf alle Ängste. Und mir ist nicht bekannt, dass ein totalitäres System im Stande ist, zu vermögen, Sicherheit zu gewährleisten. Wie es oft in Systemen mit totalitären Zügen der Fall ist, so vermag ich mir nicht vorzustellen, dass eine Welt die hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibt, weil Menschen darin gezwungen sind, hinter ihren Möglichkeiten zurück zu bleiben, einen Zustand zu Tage fördert, welcher der Unfreiheit Wert gewesen sein soll…
Die Eigenverantwortung von Drögelern in einem etatistischen, unfreien, eigenverantwortungsbefreitem System, einzufordern, mutet indes weltfremd an, weil es in sich unlogisch ist, Eigenverantwortung besitzen zu sollen ohne die Möglichkeit, das heißt, die Freiheit zu haben, eine solche erlernen zu können. Aus diesem Grunde gehören Freiheit und Eigenverantwortung auch zusammen gedacht, denn frei sein lernt man nicht in der Schule sondern indem man frei ist. Das gilt auch für die Eigenverantwortung. Erst wenn man für etwas verantwortlich sein kann, beispielsweise den Erfolg, das Glück, das Gelingen, die Erfüllung des eigenen Lebens und das seiner Nächsten, kann man auch für die Konsequenzen gerade stehen. Freiheit und Eigenverantwortung sind zwei Seiten der gleichen Medaille. Das eine ohne das andere, führt zu einer Pervertierung von Gerechtigkeit.
Christian Zulliger sagt hierzu: «Eine freie Gesellschaft ist keine rosa Welt, wir haben Menschen mit Ecken und Kanten und damit Konflikte. Die Frage ist, wie diese Konflikte gelöst werden. In der Organisation ‹Staat› wird der Konflikt bezüglich Drogen so gelöst, das es verboten ist. In einer freien Gesellschaft gäbe es die Möglichkeit (unter Ausschluss des Sozialstaats), dass mehr Eigenverantwortung und Selbstbestimmung bei der Konfliktlösung zum Tragen kommen könnte.»
Friedrich August von Hayek formuliert es so: «Freiheit, die nur gewährt wird, wenn im Voraus bekannt ist, daß ihre Folgen günstig sein werden, ist nicht Freiheit. Wenn wir wüßten, wie Freiheit gebraucht werden wird, würde sie in weitem Maße ihre Rechtfertigung verlieren. Wir werden die Vorteile der Freiheit nie genießen, nie jene unvorhersehbaren Entwicklungen erreichten, für die sie die Gelegenheit bietet, wenn sie nicht auch dort gewährt ist, wo der Gebrauch, den manche von ihr machen, nicht wünschenswert erscheint. Es ist daher kein Argument gegen individuelle Freiheit, daß sie oft mißbraucht wird … Unser Vertrauen auf Freiheit beruht nicht auf den vorhersehbaren Ergebnissen in bestimmten Umständen, sondern auf dem Glauben, daß sie im Ganzen mehr Kräfte zum Guten als zum Schlechten auslösen wird.»