Von Lucien Looser
Alle wollen reich werden. Dieses Verlangen scheint sämtliche persönliche Warnblinker auszublenden. Ein grosser Teil des privaten Vermögens wird Leuten anvertraut, die man nicht kennt. Da der Aktienhandel staatlich überwacht wird, nimmt man an: Es geht schon alles mit richtigen Dingen zu. Ein Irrtum!
Und so geht es: Ein finanzstarker Investor päppelt über Strohmänner ein Unternehmen auf und bringt dieses an die Börse. Der Finanzier gibt Leuten grosse Geldbeträge. Diese bringen das Geld dann in das Unternehmen ein. Es kommt der Börsengang. Die Strohmänner verkaufen ihr Aktienpaket und geben das Geld über andere Strohmänner dem Investor zurück. Alle Probanden bekommen selbstverständlich einen fürstlichen Anteil.
Genau so hat es der Wolf der Wall Street, Jordan Belfort, in unzähligen Fällen gemacht. Und natürlich war das illegal. Doch wenn diese Strategie dezent durchgezogen wird, ist sie kaum nachweisbar. Und natürlich wird dies auch in der Zukunft so gemacht. Der entscheide Punkt ist, dass es sich um ein reales Unternehmen handelt, welches ein reales Produkt herstellt und Gewinne einstreicht.
Belfort kontrollierte sogar mit seiner Brokerfirma, Stratton Oakmont, Aktienkurse einzelner börsenkotierten Unternehmen komplett. Seine Angestellten, die Broker, konnten den Kunden Aktien empfehlen oder davon abraten. Soll eine Aktie steigen, wird hauptsächlich diese beim Verkaufsgespräch beworben. Soll der Kurs sinken, wird einfach ein Gerücht erfunden. Zudem konnte der Wolf durch Strohmänner grosse Pakete erwerben und somit eine Meldung an die Börsenaufsicht vermeiden.
Kapitalismus, aber…
Ein kleiner Gesetzesverstoss kann in diesem Bereich zu einem Millionenvermögen führen. Natürlich wird das immer und immer wieder ausgenutzt. Das eigentlich erstaunliche ist, dass die Börsenaufsicht vom unlauteren Agieren der Banker profitiert. Wird eine Regelverstoss festgestellt wird zwar gebüsst, weh tut das den millionenschweren Akteuren aber selten. Die Regulierer rechtfertigen so ihre Existenz und bessern nebenbei die Staatskasse auf.
Stimmen, die nun nach noch griffigeren Gesetzen schreien, kann man nicht so leicht von der Hand weisen. Es muss uns aber klar sein, dass ein Investment eine individuelle Entscheidung ist. Schlussendlich kann nicht alles reguliert werden. Wem vertraut wird, ist Privatsache. Was der Wolf der Wall Street getan hat, ist Kapitalismus in reinster Form. Seine Kunden sind ihm aber auch blindlings gefolgt und haben ihm das Geld in den Rachen geworfen. Die Gier reich zu werden, veranlasst den Menschen zu unvorsichtigem Handeln. Der Glaube, dass der Staat zum Rechten schaut und einem im Notfall zur Hilfe eilt, scheint die Unvorsichtigkeit noch zu verstärken.
Wer würde sein Geld einfach so einem Unbekannten anvertrauen, ohne zu wissen, was dieser genau damit macht? Dies geschieht aber tagtäglich!
—
Quelle: „Der Wolf der Wall Street“ von Jordan Belfort
Lucien Looser ist gelernter Koch und studiert an der Schweizerischen Hotelfachschule Luzern. 1982 hat er das Licht der Welt erblickt. Er kämpft für die Freiheit, gegen Windmühlen und gibt die Zürcherin heraus.