Der liberale Tausendsassa! Interview mit Andri Silberschmidt

Von Lucien Looser

Der junge Senkrechtstarter Andri Silberschmidt hat sich bereits jetzt schon in der Politik einen Namen geschaffen. Als Co-Präsident der Jungfreisinnigen Kanton Zürich jongliert er geschickt zwischen seinen aufmüpfigen Liberalen und den alteingesessenen Funktionären der Mutterpartei. Doch auch ihm scheint langsam der Kragen zu platzen. Ob er sich für die Anarchie oder eine Politkarriere entscheidet, hat er exklusiv der Zürcherin verraten.

Zürcherin: Andri, auf deiner Webseite schreibst du, man solle dem Staat grundsätzlich Misstrauen entgegenbringen. Im Vorgespräch hast du zudem auf einen Artikel der Zürcherin hingewiesen, welcher, die geringe Aufklärungsquote bei Verbrechen anprangert und mehr Eigenverantwortung im Sicherheitsbereich vorsieht. Hast du Sympathien für den Anarchokapitalismus?

Andri: Sympathien ja, aber dabei bleibt es auch. Ich finde die Modelle einer freien Gesellschaft in der Theorie spannend, weshalb ich mich gern darüber unterhalte und mich damit beschäftige. Ich setze mich aber klar für einen Staat ein, der das Eigentum schützt, der für die Sicherheit verantwortlich ist und der auch den Schwächsten in der Gesellschaft hilft. Natürlich nicht in einem solchen Ausmass wie heute, wo komplett falsche Anreize herrschen. Ich versuche immer, einen konsequent freiheitlichen Kurs in den realpolitischen Herausforderungen zu vertreten. Schlussendlich geht es aber darum, spezifisch in einem Dossier lieber ein wenig Freiheit zu gewinnen, als diese zu verlieren. Der liberale Kompass muss richtig gestellt, aber auch flexibel sein. Ansonsten hätten wir keine Chance mehr, ein wenig Freiheit für uns zu gewinnen, da extreme Forderungen meistens auf Ablehnung stossen.

Z: Obwohl du stets beschwichtigend und vermittelnd auftrittst, hast auch du dich kürzlich über FDP-Politiker echauffiert, die andauernd Verbote und Regulierungen fordern. Platz den Jungfreisinnigen allmählich der Kragen?

Andri: Es stimmt, dass ich viel Mühe habe, wenn selbsternannte Aushängeschilder der FDP Schweiz in der Sonntagspresse für mehr Verbote weibeln. Dies sogar bei Themen, wo die FDP bis anhin konsequent anderer Meinung war (bspw. Einheitskasse). Man sollte das Ganze jedoch relativieren. Es sind einzelne Personen, welche solche Aussagen machen, was noch lange nicht der Meinung der Parteibasis entspricht. So versuche ich stets den Kontakt mit diesen Personen zu suchen, um sich bilateral auszusprechen. Ich mag Meinungsverschiedenheiten, da dabei meistens beide Parteien dazulernen können. Jedoch hoffe ich, dass wir vermehrt mit unseren Lösungen der FDP wieder mehr Mut zur Freiheit verleihen können.

Z: Du betonst zwar, dass du kein Karrierepolitiker werden möchtest. Du opferst dich aber wohl kaum für deine Partei auf, sondern eher aus Eigeninteresse. Was ist deine Motivation? Was sind deine Ziele?

Andri: Das kommt immer darauf an, wie „Karrierepolitiker“ definiert wird. Wenn man nur in die Politik will um Kontakte zu knüpfen, ist dies die falsche Motivation. Es soll einem Spass machen. Und wenn ich einen solchen Aufwand treibe, nur um ein paar neue Leute kennenzulernen, wäre ich dumm. Networking kann man auch einfach ausserhalb der Politik betreiben. Mein Interesse liegt einerseits in der Aufklärung, anderseits in der Veränderung. Ich will meine gleichaltrigen Mitmenschen vermehrt von liberalen und freiheitlichen Ideen überzeugen. Zudem sollte es auch das Ziel einer Jungpartei sein, im politischen Prozess mitzubestimmen. Deshalb haben wir beispielsweise erfolgreich die „Kirchensteuerinitiative“ lanciert, welche fordert, dass Unternehmungen keine Kirchensteuern zahlen sollen. Nächstes Jahr darf dann das Zürcher Volk dazu Stellung nehmen.

Z: Wie stellst du sicher, dass du deine Leitprinzipien nicht verlierst und in die FDP-nahe Karrierepolitik abgleitest?

Andri: Ich hüte mich davor, die FDP pauschal zu verunglimpfen, denn sie hat super Leute. Ich denke an Andrea Caroni, Christian Wasserfallen, an einige Zürcher Kantonsräte oder einfach an die Parteimitglieder, welche oft auch klassisch-liberale Werte vertreten. Persönlich versuche ich stets bei jeder Frage mich nach meinen Überzeugungen auszurichten, was sicher auch nicht immer hundertprozentig gelingt. Das Spannungsfeld von dermassen verschiedenen Meinungen innerhalb der Jungfreisinnigen sowie auch der FDP sehe ich als Ansporn und Herausforderung.

Z: Wie würdest du eine FDP reformieren? Was sind die wichtigsten Punkte, die diese Partei zum Erfolg führen würden?

Andri: Jetzt, während der laufender Session, erhalte ich jeweils viele Mitteilungen der FDP, welcher Vorstoss gerade erfolgreich behandelt wurde, was mich sehr erfreut, da es sich oft um sehr liberale Anliegen handelt. Dies nehmen die Medien leider nicht auf. Ich denke aber die Jungfreisinnigen leisten gute Arbeit indem sie jeweils versuchen aufzuzeigen, wie eine liberale Lösung aussehen kann. Wenn man als FDP-Exponent zwischen einer liberalen und etatistischen Lösung entscheiden kann,ist das etwas anderes, als wenn es nur die konservative (SVP) und etatistische (SP) Lösung gibt. Wir müssen uns wieder Grundsatzfragen innerhalb der Partei stellen und diese dann offen nach aussen präsentieren. Die Bevölkerung muss wissen, dass ihnen schlussendlich nur der liberale Weg Wohlstand bringt und vor allem, dass die FDP dafür kämpft. Ich freue mich, diesen Weg zu beschreiten.

Z: Du arbeitest für eine Bank, trotzdem prangerst du die expansive Geldpolitik der Zentralbanken an. Kannst du uns dies erklären?

Andri: Ich trenne Arbeit und Politik. Während der Arbeit versuche ich, das Beste für meine Kunden zu tun. Da kann es auch vorkommen, die Geldschwemme finanziell auszunutzen. In der Politik ist klar – eine solche Geldpolitik bringt nichts, ausser Enteignung.

Z: Was liest du im Moment?

Andri: Es liegen zwar Bücher von Hayek und Mises im Zimmer herum, momentan liegt der Fokus aber mehr auf meinem Studium (Bachelor mit 80 % Arbeitspensum) sowie meiner Weiterbildung (CMT). Gerne lese ich regelmässig die Bücher, welche vom LibInst herausgegeben werden.

Z: Andri, du bist einer der begehrtesten Junggesellen im Kanton!?

Andri: Junggeselle – ja. Begehrt – das soll nicht ich entscheiden. Ich bin noch jung und lasse alles auf mich zukommen. Ich lege Wert darauf, neben der Ausbildung, Arbeit und Politik auch ein Privatleben zu führen. Dies gelingt mir ab und zu besser, ab und zu schlechter. Man setzt halt automatisch Prioritäten für das, was einem wichtig erscheint, und das ist von Zeit zu Zeit verschieden.

Bild: Andri Silberschmidt

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